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Stadt Hürth

Gedenkveranstaltung im Löhrerhof

Stadtarchiv und Heimat- und Kulturverein erinnern an die Reichspogromnacht

Pressemitteilung vom 15.11.2023

Bürgermeister Dirk Breuer hob die große Bedeutung jüdischen Lebens hervor und betonte, warum die Mahnung ‚Nie wieder‘ gleichermaßen dem Gedenken dient und Auftrag an das Jetzt ist.

Rund 80 Bürgerinnen und Bürger versammelten sich am 9. November im Alt-Hürther Löhrerhof zum gemeinsamen Gedenken an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. Sie waren der Einladung des Hürther Stadtarchivs gefolgt, das in Kooperation mit dem Heimat- und Kulturverein e.V. diesen Abend veranstaltete. Für die musikalische Untermalung sorgte das Hürther Klezmer Ensemble unter der Leitung von Eugen Bak.

Bürgermeister Dirk Breuer betonte in seiner Eröffnungsrede, warum die Mahnung ‚Nie wieder‘ gleichermaßen dem Gedenken dient und Auftrag an das Jetzt ist: „Wenn wir heute zurückblicken auf die Reichspogromnacht, dann müssen wir uns fragen: Was hat die nicht-jüdische Zivilbevölkerung getan in dieser Nacht, in den Folgetagen? Die Antwort ist beschämend: Manche beteiligten sich an den Ausschreitungen gegen ihre jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn. Andere versammelten sich als Gaffer an den Tatorten. Kaum jemand zeigte Zivilcourage, wenige protestieren. ‚Nie wieder‘ bedeutet: Dieses Schweigen darf sich nicht wiederholen. Wenn wir heute Zeuge werden von Antisemitismus, dann dürfen wir nicht zögern, dagegen aufzustehen, dagegen das Wort zu erheben“, betonte Dirk Breuer. „Wir gedenken heute nicht nur der Opfer des Holocaust, sondern auch der Frauen, Männer und Kinder, die von Hamas-Terroristen brutal abgeschlachtet wurden und wir gedenken auch der unschuldigen Opfer des Krieges, den dieser Angriff ausgelöst hat.“

Michael Cöln (links), Karin Johnson und Jürgen Constien (rechts sitzend) haben das Schicksal der jüdischen Gemeinde und des jüdischen Friedhofs in Hürth anhand von Originaldokumenten aufbereitet und in einer szenischen Lesung vorgetragen.

Im Jahr 1938 verübte der nationalsozialistische Unrechtsstaat konzertierte Gewaltaktionen gegen die in Deutschland lebenden jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. In der sogenannten „Reichskristallnacht“ am 9./10. November brannten Synagogen, Geschäfte und Häuser. Auch in Hürth wurden an jenen Tagen mehrere Häuser und Geschäfte geplündert und zerstört. „Von den 93 Juden, die zwischen 1933 und 1945 in Hürth lebten, sollten am Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nur zwölf überleben“, so Hürths Stadtarchivar Michael Cöln.

In diesem Jahr wurde anlässlich des Jahrestags der Pogrome im Dritten Reich eine szenische Lesung im Löhrerhof präsentiert, zum Thema: „Die Geschichte des jüdischen Friedhofs in Hürth“. Von dem Friedhof, der im heutigen Stadtteil Alt-Hürth lag, ist nichts erhalten geblieben. Er wurde bereits während der nationalsozialistischen Zeit entwidmet und nicht mehr als Begräbnisstätte genutzt. Anhand historischer Originaldokumente aus dem Archiv der Stadt Hürth vermittelten Karin Johnson und Jürgen Constien (Mitglieder des Arbeitskreises Hürther Geschichte und ehrenamtlich Mitarbeitende des Stadtarchivs) sowie Archivleiter Michael Cöln das Schicksal der jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn sowie das des Friedhofs der jüdischen Gemeinde. „Der jüdische Friedhof in Hürth wurde 1886 angelegt und befand sich auf der heutigen Verlängerung des Marienbornwegs in Alt-Hürth, der früheren Berrenrather Straße“, erklärte Michael Cöln. Zum Abschluss des Abends hatte er noch eine besondere Neuigkeit für die Gäste des Löhrerhofs: „Wir freuen uns mitteilen zu können, dass eine Gedenktafel in Arbeit ist, die an dem Ort des damaligen Friedhofs zum Andenken aufgestellt werden soll.“

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