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Stadt Hürth

Stolpersteine in Kendenich

Herr Michael Cöln
Stv. Amtsleitung (Abteilungsleitung)

Pützstraße 11: Johann Bauer

Johann Baptist Bauer wurde am 20.11.1891 in Merzig (Saar) geboren. Er war verheiratet mit Anna Wilkens und hatte zwei Söhne: Josef (*1917) und Heinz (*1919 - 1921). Johann Bauer war Fabrikarbeiter bei den Ribbertwerken in Kendenich/Hermülheim und dort im Betriebsrat tätig. Er war Kommunist, leitete die Ortsgruppe der KPD in Kendenich und vertrat seine Partei seit 1931 im Hürther Gemeinderat. Als prominentes KPD-Mitglied wurde Johann Bauer am 1.3.1933 verhaftet, misshandelt und bis zum 2.10.1933 in der Kölner Haftanstalt "Klingelpütz" in so genannter "Schutzhaft" gefangen gehalten. Am 13.9.1944 wurde er erneut verhaftet und am 18.11.1944 von der Gestapo Köln ins Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar eingeliefert.

Am 22.12.1944 wurde er ins KZ Sachsenhausen bei Oranienburg/Berlin verlegt. Wahrscheinlich wurde er von Sachsenhausen noch in das KZ Neuengamme bei Hamburg verbracht und von dort im April 1945 zusammen mit Tausenden anderen, völlig entkräfteten und herunter gekommenen KZ-Häftlingen auf einem der berüchtigten "Todesmärsche" der SS in das Kriegsgefangenenlager X B in Sandbostel bei Bremen getrieben. Die Häftlinge wurden dort ohne jede Nahrung und Hilfe ihrem Schicksal überlassen, sie starben an Hunger, Typhus und Fleckfieber. Wahnsinnig vor Hunger kam es zu Kannibalismus unter den Gefangenen.

Am 20.4.1945 verließen die SS und Teile der militärischen Wachmannschaften das Lager, am 29.4.1945 wurde es endgültig von englischen Truppen befreit, denen sich ein ganz grauenvoller Anblick mit Bergen von bis auf das Skelett abgemagerten Leichen bot. Dazu gehörte auch Johann Bauer, der wahrscheinlich einen Tag vorher, am 28.4.1945, zu Tode gekommen war.

Fuchsstraße 14: Albert Levy

Albert Levy wurde am 19.6.1865 in Kendenich geboren und war verheiratet mit Amalie Dach (1863 - 1921). Das Paar bekam vier Kinder: Moritz (*1897), Jakob (*1900), Jenny (*1902) und Hermann (*1903). Die Familie Levy gehörte zu den alteingesessenen jüdischen Familien in Hürth und wohnte mindestens seit 1830 in der Fuchsstraße.

Albert Levy betrieb dort - wie schon sein Vater - eine Viehhandlung und Metzgerei. Die Tochter Jenny führte später im elterlichen Haus zusammen mit ihrem Ehemann David Schäfer ein Lebensmittelgeschäft, während die drei Brüder in den Jahren 1927 und 1932 aus Hürth fort zogen. Alle vier Kinder konnten in die USA emigrieren.

Albert Levy blieb allein in Kendenich zurück und verzog am 17.2.1937 nach Köln. 1938 verkaufte er das Haus in Kendenich. Am 16.6.1942 wurde er von Köln aus in das Ghetto Theresienstadt (Terezin) in Tschechien deportiert, wo er am 12.4.1943 zu Tode kam.

Fischenicher Straße 56: Albert und Sybilla Levy geb. Heidt

Sybilla Heidt wurde am 22.12.1862 in Fischenich geboren. Sie war verheiratet mit dem Viehhändler und Metzger Wilhelm Levy, einem Bruder von Albert Levy aus der Fuchsstraße. Wilhelm Levy verstarb am 15.3.1938 in Kendenich. Das Paar hatte fünf Söhne: Max (1891 - 1922), Albert (*1894), Arthur (*1896), Joseph (1898 - 1918) und Ernst (*1900).

Arthur Levy (siehe dort) lebte mit seiner Familie in Köln. Ernst Levy konnte, nachdem er vorher zweimal inhaftiert worden war, 1939 mit seiner Frau Johannette nach China und später in die USA emigrieren. Danach lebte die verwitwete Sybilla Levy allein mit ihrem unverheirateten Sohn Albert jun. in ihrem Haus in der Fischenicher Straße. Im Juli 1941 wurden die Beiden gezwungen, in das sog. "Judenhaus" in der Großen Ölbruchstraße 29 zu ziehen. Im November 1941 mussten sie ihr Haus verkaufen.

Die 79-jährige Sybilla Levy wurde am 14.6.1942 in die Kölner Messe transportiert und von dort zwei Tage später gemeinsam mit ihrem Schwager Albert Levy sen. in das Ghetto Theresienstadt (Terezin) deportiert, wo sie bald darauf, am 8.7.1942, zu Tode kam. Ihr Sohn Albert wurde gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Arthur und dessen Familie am 20.7.1942 von Köln aus nach Weißrussland deportiert.

Der Zug kam nach 87-stündiger Fahrt in der Gegend des Konzentrationslagers Trostinec bei Minsk an. Die Insassen mussten sich sofort nach der Ankunft nackt ausziehen, in von der Waffen-SS vorher ausgehobene Gruben legen und wurden darin mit Maschinengewehren erschossen.

Arthur, Wilhelmine, Herbert und Werner Levy

Arthur Levy wurde am 18.8.1896 in Kendenich geboren als einer von fünf Söhnen des Metzgers Wilhelm Levy und seiner Frau Sybilla Heidt. Er war verheiratet mit der am 16.8.1896 in Gundorf geborenen Wilhelmine (genannt Minchen) Kaufmann. Das Ehepaar hatte zwei Söhne: Herbert (*13.9.1924 in Köln) und Werner (*6.3.1929 in Köln) und lebte seit 1923 in der Saarstraße in Köln. Als Arthur Levy 1935 unter den Nationalsozialisten seine Arbeit als Handelsvertreter verlor, kehrte er mit seiner Familie zurück ins elterliche Haus in Kendenich. 1937 verzogen sie wiederum nach Köln und wurden am 10.6.1942 zusammen mit etwa 700 anderen Kölner Juden zunächst in ein leerstehendes Arbeitsdienstlager in Niederbardenberg bei Aachen verschleppt Von dort aus wurden sie gemeinsam mit dem älteren Bruder Albert Levy am 20.7.1942 nach Weißrussland deportiert, wo sie in der Gegend des Konzentrationslagers Trostinec bei Minsk sofort nach der Ankunft erschossen wurden.

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Bildnachweise

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