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Stadt Hürth

Beim Schweigemarsch der jüdischen Opfer gedacht

Rund 50 Bürgerinnen und Bürger nahmen an Veranstaltung des Stadtarchivs und der Hürther Brücke der Kulturen teil

Vor der Kirche St. Katharina versammelten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Von hier aus führte der Schweigemarsch zum Platz An der Alten Synagoge.

Rund 50 Bürgerinnen und Bürger versammelten sich am vorigen Dienstagabend vor der Kirche St. Katharina im Stadtteil Alt-Hürth. Sie waren einer Einladung des Hürther Stadtarchivs in Kooperation mit der Hürther Brücke der Kulturen gefolgt. Anlässlich des Jahrestages der Pogrome im Dritten Reich gedachten sie der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus und zogen mit brennenden Kerzen in einem Schweigemarsch zum Platz an der alten Synagoge. 

Bürgermeister Dirk Breuer die große Bedeutung jüdischen Lebens hervor.

Dort hob Bürgermeister Dirk Breuer die große Bedeutung jüdischen Lebens für die Gesellschaft seit 1700 Jahren in Deutschland hervor: „Die Schatten der Verbrechen, die Narben des Krieges – sie sind bis heute sichtbar. Das macht uns tief betroffen und zunächst sprachlos. Wir möchten aber die Sprachlosigkeit überwinden und auch dem Gefühl Ausdruck verleihen, dass uns diese Geschehnisse mit Scham und Trauer erfüllen.“ Vor 83 Jahren fanden in Deutschland die vom nationalsozialistischen Unrechtsstaat konzertierten Gewaltaktionen gegen die in Deutschland lebenden Juden statt.

In der sogenannten "Reichskristallnacht" brannten die Synagogen, Geschäfte und Häuser der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Auch in Hürth wurden an jenen Tagen deren Häuser und Geschäfte geplündert und zerstört. Die Pogrome waren gleichzeitig der Start der öffentlichen Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung, die schließlich in die Vernichtung tausender Menschenleben in den Konzentrations- und Vernichtungslagern mündete. 

„Von den 93 Juden, die zwischen 1933 und 1945 in Hürth lebten, sollten am Ende der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft nur zwölf überleben“, berichtete Hürths Stadtarchivar Michael Cöln und verwies in seiner Ansprache auf die Zeitzeugin Hedwig Heller, mit der das Stadtarchiv am 12. Dezember 1989 ein Interview geführt hatte.

Vor einem Trauerkranz stellten Bürgerinnen und Bürger Kerzen auf.

Demnach sei die Metzgerei von Alber Heidt und die angrenzenden Räume an der Luxemburger Straße, wo sie als Haushaltsgehilfin und ihr Mann Josef als Metzger gearbeitet hatten, während der Kristallnacht völlig zerstört worden. Die Aktion wurde von einem Trupp Nazis, die aus Kalscheuren gekommen waren, ausgeführt.

Vor dem Haus sind sie über Werner Heidt, der gerade aus der Schule kam, hergefallen und haben ihn auf der Straße zerschlagen und zertreten. Die Mutter ist hinausgelaufen und hat die Kerle von Werner losgerissen. Sie haben daraufhin alles im Geschäft zerstört, anschließend dem alten Heidt aufgelauert, als dieser vom Schlachthof aus Köln zurückkehrte, ihm das Nasenbein eingeschlagen und ihn abgeführt. Ähnliche Verwüstungen richteten sie in unmittelbarer Nähe in der Metzgerei von Fritz Heidt, dem Bruder von Albert Heidt, in der Kirchstraße, der jetzigen Severinusstraße, an.

Von hier aus ging es mit dem Lastwagen nach Alstädten zu Ludwig Berg. Der Viehhändler und Metzger war bis zur Auflösung der Synagoge 1937 Vorsteher und Schächter der Hürther Synagogengemeinde. Doch hier war bereits ein anderer Trupp tätig geworden, sämtliches Mobiliar und Hausrat sowie Lebensmittelvorräte lagen bereits zerstört auf dem Hof der Bergs. Ludwig Berg wurde von einem Polizisten die Alstädter Hauptstraße hinuntergeführt und von der fanatisierten Menge immer wieder geschlagen.

Michael Schumacher, Leiter der Josef Metternich-Musikschule, begleitete die Veranstaltung musikalisch.

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